Johann Hayden

Vorsitzender des Fachausschusses für jagdliches Brauchtum und Landeshornmeister

Es freut mich, dass es den Damen vom Waidfrauentreff ein wichtiges Anliegen ist, das jagdliche Brauchtum besonders zu beachten und zu pflegen.

Über Bräuche gibt es viele Erklärungen und Meinungen. Doch glaube ich, dass derjenige gar nicht so unrecht gehabt hat, der meinte, Brauch komme von brauchen! Dies gilt natürlich auch ganz besonders für das jagdliche Brauchtum!

Denn in der gesamten Evolutionsgeschichte des Menschen wurde stets alles, was in irgendwie zum Erfolg führte, beibehalten und überliefert – es wurde zum Brauch. Dass dabei sicher nicht für jeden immer die gleichen Voraussetzungen gegeben waren und sind, führte jedoch auch zwangsläufig zu Bräuchen verschiedenster Art.

Viele Bräuche sind daher aus Erfolgserlebnissen in der Praxis entstanden, manche sind sicherlich auch künstlich geschaffen worden. Sei es durch den immer wieder auftretenden „Nachahmungstrieb“ oder ganz einfach durch „Zwangsbeglückung“ zwischen Herrschenden und Untergebenen.

Dass sämtliche Bräuche infolge der immerwährenden Weiterentwicklung in allen Bereichen der Menschheitsgeschichte ständigen Anpassungen und Änderungen unterworfen waren und sind, steht außer Zweifel.

An vieles, was vor Jahrhunderten selbstverständlich war, ist heute nicht einmal zu denken!

Es liegt daher auch an jedem Einzelnen von uns, alte und neue Bräuche kritisch zu überprüfen, an die Gegebenheiten der heutigen Zeit anzupassen, alles Sinnvolle zu erhalten, nichts voreilig verdammen, was unseren Altvorderen Jahrhunderte lang „heilig“ war und trotzdem auch immer wieder Zeitgemäßes zu überdenken und gegebenenfalls neu in das Brauchtumsgeschehen aufzunehmen!

Obwohl manch alter Brauch verschwunden und vielfach gar nicht mehr bekannt ist, herrscht allgemein die Meinung vor, dass ein Mindestmaß an Brauchtum durchaus notwendig ist, um einerseits gewisse Ordnungen - ergänzend zum gestrengen Buchstaben des Gesetzes - aufrecht zu erhalten und andererseits, um die Zusammengehörigkeit Gleichgesinnter zu demonstrieren, ohne dabei jedoch in Pedanterie oder militärischen Drill auszuarten und trotzdem regionale Verschiedenheiten zu respektieren!

In diesem Sinne:

Bewahren und leben wir – gerade in dieser ohnehin nicht immer jagdfreundlich eingestellten Epoche – unser jagdliches Brauchtum als wichtigen Bestandteil des Waidwerks und demon-strieren wir damit im positiven Sinne auch nach außen hin die ökologische und kulturelle Wichtigkeit unseres Wirkens!

Waidmannsheil!

Johann Hayden